Warum ich diesen Artikel erst jetzt schreibe? Weil ich ihn wahnsinnig gerne gelesen hätte, als ich mit meinem 2. Baby schwanger war, denn ich habe mir richtig viel Gedanken in meiner 2. Schwangerschaft gemacht.  Mein 1. Kind war gewünscht und geplant. Dass es so schnell ging, war eine ziemliche Überraschung, aber die Freude war riesig. Ich war glücklich und liebte meine neue Rolle als Mama.

Über ein zweites Kind habe ich eigentlich nicht nachgedacht, ich war absolut erfüllt mit einem. Theoretisch war aber ein zweites Kind geplant und auch gewollt, aber eben nur in der Theorie (haha) und eigentlich nur aus rein rationalen Gründen:

a) damit meine Tochter einen Spielkameraden hat und ich nicht permanent andere Kinder zu Hause einladen muss 😉

b) aus Schutz vor mir selbst! Bei zwei Kindern muss ich meine Liebe und Aufmerksamkeit aufteilen. Heisst: Geschwisterkinder haben vielleicht mehr „Freiheiten“  weil sich nicht alles nur um sie dreht.

c) wenn mein Mann und ich einmal alt und mühsam sind, können sich zwei Kinder besser „aufteilen“-  heisst die „Verantwortung“ liegt nicht nur bei einem Kind.

Also theoretisch machte ein zweites Kind für mich Sinn. Aber in der Praxis konnte ich es mir lustigerweise gar nicht vorstellen. Ich konnte mir auch beim besten Willen nicht vorstellen, ein zweites Kind genauso zu lieben wie meine Tochter.

Werde ich ein zweites Kind genauso lieben wie das Erste?

Foto: David Višnjic

Als dann meine Tochter ca. 1 Jahr war kam langsam aber stetig die Frage nach einem 2. Baby auf. „Damit der Abstand nicht zu „groß“ ist.“ Und wenn man gleich „nachlegt“ ist man schneller aus dem Schlimmsten wieder rauß….  Was heisst denn das bitte?  Nächtliches Aufstehen, Windeln wechseln und Baby Geschrei? Ja natürlich kann das mühsam sein, aber diese Phase ist auch wunderschön, denn genau in dieser Zeit wird einem das erste Lächeln geschenkt, man wird das 1.Mal mit „Mama“ angesprochen und man bekommt seine erste Umarmung.

Ich wollte diese Momente bei einem zweiten Kind genauso genießen und sie nicht einfach schnell hinter mich bringen. Aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wann der richtige Zeitpunkt für ein zweites Baby sein soll. Ich bin auch nach 1 Jahr Karenz wieder arbeiten gegangen. Und das hat auch total gut geklappt. Mein Kind war glücklich in der Krippe, ich konnte 25-30h arbeiten und meine Freizeit konnte ich komplett mit meiner Tochter und meinem Mann verbringen. Bei mir hat sich mit einem Kind natürlich emotional sehr viel verändert, aber in meinem täglichen Leben habe ich mich weniger eingeschränkt gefühlt, als ich es mir vorab dachte.

In meinem Freundeskreis gab es schon Familien, die zu viert waren und irgendwie wirkte es schon um einiges anstrengender auf mich 😉 als wir zu dritt. Daher war mein inneres Gefühl lieber noch ein wenig zu warten – vielleicht kommt ja irgendwann dieser starke Wunsch für Baby Nr. 2 !

Dann kam es aber doch anders. Ich wurde schwanger. Ungeplant  (natürlich habe ich auch nicht sooo viel dagegen getan, dass es nicht passieren kann!) Ich erfuhr erst in der 7ssw davon – alle Anzeichen habe ich anscheinend verdrängt –  das war ein paar Tage nach dem 2. Geburtstag meiner Tochter. Meine erste Reaktion war absolute Panik. Ich weiss nicht warum, aber ich hatte sofort ein total schlechtes Gewissen meiner Tochter gegenüber. Erste Gedanken gingen mir durch den Kopf: Sie ist noch viel zu klein und braucht ihre Mama! Warum soll sie mich mit einem kleinen Baby schon so früh teilen müssen. Und wie soll ich bloß beiden Kindern gerecht werden?

Ich wollte ja in der Theorie 😉 einen Abstand von mindestens 3- 4 Jahren und war dann auch auf mich wütend, warum ich nicht besser aufgepasst habe. Und von meiner beruflichen Situation will ich gar nicht sprechen! Alles lief gerade so gut, da passte eine 2. Schwangerschaft irgendwie nicht hinein.

Revue passierend finde ich es natürlich wahnsinnig witzig, dass meine zweite Schwangerschaft mir einen größeren Stress bereitete als die erste! Aber es war wirklich so.

Das wirklich schöne an einer Schwangerschaft ist aber, dass man 9 Monate Zeit hat sich auf das bevorstehende Ereignis geistig und natürlich auch körperlich vorzubereiten. Und ich habe diese Zeit wirklich gebraucht. Ich musste mich wirklich mit meinen Ängsten und Sorgen auseinander setzen:

Wie werde ich zwei Kindern gerecht?  Werde ich das zweite Kind genauso lieben wie das Erste? Wie werde ich Familie und Beruf unter einen Hut bringen? Wird sich finanziell alles ausgehen? Und kann ich mich auch ausreichend auf meine zweite Schwangerschaft konzentrieren? 

Die zweite Schwangerschaft war anders als die erste, vor allem weil sie einfach rasend schnell verflog. Ich hatte zwar auch keine Probleme und es ging mir sehr gut, aber mit „stundenlang auf der Couch liegen“, „Füße massiert bekommen“ und sich „stundenlang mit Babynamen“ zu beschäftigen war halt nicht mehr drin. Denn neben meinem Job, hatte meine 2-jährige auch so das ein oder andere Bedürfnis und ich war eigentlich in Daueraction. Aber man wächst mit jeder neuen Aufgabe und als Mama hat man meiner Meinung nach sowieso Superkräfte und schafft einfach alles, wenn man nur muss.

Meine Tochter & mich auf den Bruder vorbereiten

Foto: Pamela Rußmann

Mit meiner Tochter habe ich ganz viel über das neue Baby, ihren Bruder,  gesprochen, wie es sein wird, welche Ängste sie hat und auch ich habe ihr ein paar meiner Gedanken gesagt. Es tat wahnsinnig gut viel über unser neues Leben zu viert zu sprechen. Wir haben auch einige Bilderbücher gekauft, die das Thema gut und liebevoll beschrieben haben. Und mit den Monaten und dem Wachsen des Bauches wurde die Vorfreude auf unser zweites Baby auch immer größer. Und es ist wirklich so wie bei allem im Leben – man wächst mit den Herausforderungen und den Situationen in denen man ist.

Als der Babybruder dann endlich da war, ist etwas passiert, was ich natürlich erhofft habe, aber mich trotzdem absolut überwältigt hat –  die Liebe für dieses kleine Wesen! Sie war sofort da und zwar überdimensional.  Alle Sorgen und Ängste waren verflogen, denn Baby V war sofort Teil unserer Familie.

Plötzlich Mama von zwei Kindern! Was ist anders?

Anfangs ist man noch in einer „Babybubble“ und alles ist einfach nur wunderschön. Wir waren glücklich nun zu viert zu sein und auch meine Tochter hat sich von Anfang an liebevoll um ihren Bruder gekümmert und keine Eifersuchtsanzeichen gezeigt, was mich extrem erleichtert hat.

Ich war auch auf einmal wahnsinnig stolz auf meine zwei Kinder, habe sie stundenlang beobachtet und mich als Mama richtig vollkommen und stark gefühlt.

Gerade die ersten Monate waren für mich extrem angenehm. Man fühlt sich viel „erfahrener“ und  „entspannter“ als beim 1. Kind.

Sobald jedoch Baby Nr. 2 aktiver wird, zu Laufen beginnt und auch seinen eigenen Willen durchsetzen will, wird das Leben mit zwei Kinder schon anders. Und zwar richtig anders.

Es gibt ja diesen Spruch „Ein Kind ist kein Kind“ – rückblickend muss ich echt sagen – es stimmt 100% Zwei Kinder sind eine andere Liga, körperlich und geistig – denn man hat einfach NIE wirklich eine Pause. Einer will fast immer etwas.

Erst wenn sich die Interessen der Kinder wieder etwas angleichen und sie auch zusammen spielen können (bei uns ist es seit Baby V 1,5 Jahre alt ist) hat man auch schon mal 1/2h wirklich eine Ruhe.

Klingt alles ziemlich anstrengend? Ist es auch, aber es ist einfach wahnsinnig schön zwei Kinder zu haben! Oder drei, oder vier??? Nein scherz, ich glaube es reicht mal…

Zusammengefasst will ich einfach sagen, ich bin wahnsinnig froh, dass ich dann doch schneller als geplant schwanger wurde. Ich hätte nämlich nie den richtigen Zeitpunkt gefunden. Es gibt auch meist keinen PERFEKTEN ZEITPUNKT dafür! Aber das ist auch gut so, denn manchmal ist es besser, wenn man vom Leben einfach überrascht wird.

Der Altersabstand von knapp 3 Jahren hat sich für uns als perfekt herausgestellt. Unsere Tochter kümmert sich liebevoll um ihren Bruder, passt auf ihn auf und ist wirklich eine große Hilfe. Mittlerweile spielen sie miteinander, natürlich streiten sie auch 😉 aber das Wichtigste, sie haben sich und das ist das größte Geschenk für sie und für uns als Eltern.

Auch wenn es oft mega anstrengend ist mit zwei Kindern ist es auch doppeltes Glück. Diese unterschiedlichen Charaktere, dieses Leben jeden Tag – das Lachen, das Toben, das Kuscheln und diese grenzenlose Liebe! Ich will keinen einzigen Tag mit meinen zwei missen! Und auch wenn ich mich immer wieder frage, ob ich beiden Kindern auch gerecht werde – weiss ich, dass ich mein Bestes dafür tue, dass ich immer versuche auf ihre Bedürfnisse so gut es geht einzugehen, ihnen ganz viel Liebe schenke und sie auf ihren Weg beim Groß werden begleite – und das ist schon mal ganz viel wert.

Also meine Lieben, egal ob ihr ein Kind, zwei Kinder, drei, vier oder noch mehr Kinder wollt, just go for it – jede Mama wächst mit ihren Aufgaben und auch wenn ihr an eure Grenzen kommt, ist es auch die schönste Zeit in unserem Leben. 

Hattet ihr ähnliche Gedanken? Bin gespannt.

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