Was ich in den letzten Woche so in unserem Bekannten- und Freundeskreis mitbekomme wiederholt sich jedes Jahr aufs Neue und ist eigentlich schon fast lächerlich: Wann verbringen wir mit wem Weihnachten und wo?
So viele W-Fragen in einem Satz kann nichts Gutes heißen. Tatsächlich ist es wirklich gar nicht so leicht zu entscheiden wie wir nun die Weihnachtsfeiertage verbringen. Auch wenn ich Weihnachten eher als eine schöne alljährliche Tradition sehe, als das eigentlich zugrundeliegende religiöse Fest, ist es immer wieder eine schöne Möglichkeit mit der Family Zeit zu verbringen. Zwar auch stressig, aber irgendwie gibt es eben auch die Möglichkeit das Jahr rekapitulieren zu lassen, im Urlaub zu sein und Zeit mit meinen Liebsten zu verbringen. Danach kommt Silvester und es gibt einfach viele gute Gründe die Abende mit gutem Essen und gutem Wein zu verbringen 🙂
Was mich aber eigentlich beschäftigt ist die eingangs erwähnte Frage wie man die Festtage nun am besten verbringt. Wo am Abend des 24. sein? Mit wem? Ich glaube eine der Hauptgründe warum das für viele Familien immer so große Diskussionen mit sich bringt, ist, dass man als Kind jahrzehntelang eine eigene Art und Weise erlebt wie man die Feiertage verbringt. Die Einen feiern mit der ganzen Verwandtschaft, die Anderen wiederum eher nur im engsten Familienkreis. Wird man dann Erwachsen, ist verheiratet und hat obendrein noch Kinder dann prallen solche lange gewachsenen Rituale und Traditionen aufeinander und es kommt zu Diskussionen.
Spätestens beim ersten Weihnachtsfest mit dem ersten Kind (oder Enkel, je nachdem von wessen Warte ausgesehen) wird dieses Thema dann wirklich unweigerlich ein wenig ungut. Verbringen wir den 24. alleine zu 3. abends in der Stadtwohnung? Oder fahren wir zu meinen Eltern, oder denen meiner Frau? Da gibt es wohl kein wirkliches, allgemein gültiges Rezept weil natürlich jede Familie und jede Verwandtschaft hier ganz eigene Vorstellungen und Konstellationen hat. Das macht das Fest aber auch oft recht „angespannt“ in vielen Familien denke ich. Unterm Jahr sieht man sich hin und wieder – bei Begräbnissen, runden Geburtstagen oder Taufen. Danach geht die Familie und/oder Verwandtschaft mehr oder weniger getrennte Wege und tangiert sich gegenseitig nicht. Zu Weihnachten gibt es aber dann die geballte Ladung, gleich über mehrere Tage hinweg ohne dass man Ausbrechen kann.
Dieses Dilemma für viele Jungfamilien hat vielleicht aber auch ganz gute Seiten. Wie jeder Mensch sind auch wir als junge Eltern das Produkt unserer Eltern – mit allen frühkindlichen Erinnerungen, Verflechtungen und Problemen, die wir in uns tragen und eigentlich bei jede und jedem psychotherapeutisch behandelt werden sollten. Worauf ich hinaus will ist, dass das erste Weihnachten als Jungeltern mit Kind auch eine Möglichkeit sein kann mit der Tradition und den alten Ritualen, die einem ohnehin vielleicht ein ein wenig zuwider waren, brechen kann. „Brechen“ ist vielleicht ein hartes Wort, aber mit dem Partner und dem Kind „im Rücken“ lässt es sich einfach leichter die eigene Vorstellung von Weihnachten durchsetzen. Auch wenn die Schwiegermutter vielleicht seit 30 Jahren Fondue oder einen Karpfen kochen will, dann ist vielleicht genau jetzt der richtige Zeitpunkt zu sagen wie es ist: Ich hasse Karpfen.