Der Wunsch nach einem Kind ist in vielen Menschen tief verankert und ein zentrales Thema im Leben. Aber eine Empfängnis ist ein sehr komplexer Vorgang, der eigentlich gar nicht so wahrscheinlich ist. Es müssen extrem viele Faktoren zusammen spielen, dass aus einer Eizelle und einer Samenzelle ein Embryo entsteht. Es ist fast unmöglich eine Liste aller Faktoren zu erstellen, die eine Schwangerschaft beeinflussen bzw. zu einer Schwangerschaft führen. Hier ein kleiner Auszug die Einfluss darauf haben ob eine Frau schwanger wird oder nicht:
- Alter
- Krankheiten
- Gynäkologische Operationen oder Eingriffe
- Hormonstatus
- Gewicht
- Spermienqualität
- Medikamente
- Anatomie und Physiologie der Gebärmutter, Eierstöcke, usw.
Wie eingangs erwähnt lässt sich diese Liste fast beliebig lange fortsetzen und wenngleich die moderne Medizin bereits zahlreiche Verfahren hat um eine Schwangerschaft herbeizuführen, ist es oft auf den ersten Blick nicht leicht zu sagen, warum gewisse Frauen sofort schwanger werden und bei anderen dauert es Jahre oder es funktioniert gar nicht.
„Wie werde ich schwanger“?
Diese Frage stellen sich wahrscheinlich viele Frauen und Paare die einen Kinderwunsch haben. Glücklicherweise gibt es mittlerweile einige Möglichkeiten, die diesen Frauen dabei helfen schwanger zu werden und wir geben euch hier einen Überblick über die gängigsten Methoden künstlich (eigentlich kein schönes und auch kein passendes Wort) bzw. durch ergänzende Maßnahmen eine Empfängnis zu initiieren. Wir wollen uns in diesem Artikel bewusst „nur“ den medizinischen Möglichkeiten widmen. Es gibt eine Vielzahl von Oma-Tipps und Ratgebern, für die es aber keine Beweise gibt, dass sie auch nachweislich die Chance einer Empfängnis erhöhen. Bei diesen Methoden handelt es sich um wissenschaftliche Errungenschaften der letzten Jahrzehnte, die mittlerweile in vielen Ländern weltweit angeboten werden und teilweise werden die Kosten auch von den staatlichen Krankenkassen getragen.
In einem anderen Artikel werden wir uns den „Nicht-medizinischen Methoden“ widmen und diese näher beleuchten.
IVF
Die sogenannte In-Vitro-Fertilisation, also die „Befruchtung im Reagenzglas“, ist wahrscheinlich die bekannteste und am meisten verbreitete Methode einer künstlichen Schwangerschaft. Dafür gab es auch 2010 einen Nobelpreis für Medizin und die Methode ist eigentlich eine Abfolge von mehreren Prozessen. Dein Gynäkologe oder Reproduktionsmediziner kann dir sicher am besten sagen, wie dies genau abläuft und was zu beachten ist bei dieser Methode. Im Prinzip wird bei der IVF aber der natürliche Prozess eins zu eins nachempfunden. Samenzellen werden vom Mann gesammelt und Eizellen werden der Frau entnommen. Die Zellen, insbesondere die Eizellen, unterliegen zuvor einer Vielzahl an Tests und medikamentösen Behandlungen, sodass die Wahrscheinlichkeit des Eingriffs steigt.
Bei der „klassischen IVF“ werden die Zellen dann in einem Reagenzglas zusammengeführt und, wie im Körper, findet im Idealfall eine spontane Befruchtung beider Zellen statt. Das ist noch kein Garant für eine daraus resultierende Schwangerschaft, aber schon mal ein wichtiger erster Schritt.
Eine Abweichung von dieser Methode und bei schlechter Spermienqualität angewandte Erweiterung ist die
ICSI
Hinter diesem Kürzel versteckt sich ein Bild, das die meisten aus Wissenschaftssendungen oder Hollywood-Filme kennen:
ICSI steht für Intrazytoplasmatische Spermieninjektion. Für Nicht-Mediziner bzw. Lateinliebhaber heißt dies die Einführung bzw. Einspritzen (Injektion) von Spermien in das Plasma der Eizelle (intrazytoplasmatisch). Werden bei der ICSI die Spermien direkt aus dem Ejakulat gewonnen, werden sie bei bei der TESE-ICSCI durch Biopsie der Hoden oder bei der MESA-ICSCI durch Biopsie der Nebenhoden gewonnen. Um die Erfolgschancen dieser Art der künstlichen Befruchtung zu erhöhen, hat sich in den letzten Jahren eine Sub-Form der ICSI entwickelt:
IMSI
Diese Abkürzung steht Morphologically Selected-Sperm Injection, d.h. die Methode ist grundsätzlich die selbe wie die oben beschriebene ICSI, wobei es hierbei zu einer Selektion der Spermien kommt. Anhang mehrere Faktoren (z.B. Aussehen, Beweglichkeit, etc.) kann ein Reproduktionsmediziner die Qualität eines Spermiums beurteilen und somit nur die für eine Befruchtung Erfolgsversprechendsten Spermien bzw. das Spermium injizieren. Durch diese Selektion ist oder war diese Erweiterung der ICSI teilweise ethisch in Frage gestellt worden.
GIFT
Die sognennte GIFT (Gamete Intrafallopian Transfer) ist eine weitere, neuere, Form der künstlichen Befruchtung, bei der die Befruchtung nicht im Reagenzglas sondern im Körper der Frau stattfindet. Bei diesem Verfahren werden die gewonnen Eizellen mit dem männlichen Samen über die Bauchhöhle in den Eileiter eingesetzt oder mit einem Katheter in den Eileiter gespült. Meist ist dieses Verfahren ein „second line“ Verfahren, d.h. es kommt zu Tragen wenn die IVF nicht erfolgreich war.
Medikamente
Bevor eine IVF oder ein vergleichbares Verfahren medizinisch indiziert ist, beginnen die meisten Paare mit einer medikamentösen Stimulation der Eizellen. Diese Medikamente beeinflussen ausschließlich die Physiologie der Frau. Für Männer existieren derzeit keine zugelassenen Medikamente, lediglich Nahrungsergänzungsmittel wie z.B. PROXEED®, für die es keine wissenschaftlichen Beweise einer Wirkung gibt.
Alle Medikamente, die zur Behandlung bei Kinderwunsch bzw. Unfruchtbarkeit zum Einsatz kommen sind Hormonanaloga, d.h. Wirkstoffe, die chemisch gesehen gleich wie das jeweilige Körpereigene Hormon sind. Folgende Hormonpräparate kommen heutzutage meistens zur Anwendung. Vorab jedoch noch ein normaler Reifezyklus einer weiblichen Eizelle. Die unten erwähnten Hormone greifen dabei in unterschiedlichen Phasen des Entwicklungszyklus einer Zelle ein und beeinflussen diesen:
Humanes Choriongonadotropin (hCG)
hCG wird oftmals als das „Schwangerschaftshormon“ bezeichnet und darin liegt auch viel Wahrheit, wobei natürlich viele Hormon zu einer Konzeption führen. Synthetisiertes hCG ist ein Hormonanalogon des Körpereigenen Hormons, dessen Funktion primär die Erhaltung einer Schwangerschaft ist. Hohe hCG Werte sind Indikator einer Schwangerschaft. hCG ist auch das Hormon das im Morgenurin von Schnell-Schwangerschaftstests bestimmt wird. hCG triggert auch den Eisprung und begleitet das Follikel in der phase bis zum Gelbkörper, der dann Progesteron produziert.
Clomifen
Die Eizellenreifung der Frau unterliegt großteils einem komplexen Zusammenspiel vieler Hormone. Hormone, die im Körper zirkulieren und interne Prozesse steuern, werden wiederum von Hormonen gesteuert, die in spezifischen Arealen im Gehirn erzeugt werden. Im Falle der Follikelreifung der Frau ist hier ein Hormon namens FSH (Follikelstimulierendes Hormon) maßgeblich beteiligt. Der Wirkstoff Clomifen täuscht der Hirnanhangsdrüse einen Sexualhormonmangel vor und in Folge dessen wird mehr FSH produziert und dadurch die Eireifung provoziert. Der eigentliche Wirkmechanismus ist natürlich bei Weitem komplexer und auch noch nicht bis ins Detail verstanden.
GnRH-Antagonisten
Sie helfen, den Eisprung genau zu timen. GnRH steht für „Gonadotropine releasing hormone“, also das Hormon, das die Freisetzung der Geschlechtshormone steuert. Der Mechanismus der oben beschrieben wurde. Die Gegenspieler (=Antagonisten) des körpereigenen GnRH können auch den Anstieg des Eisprung auslösenden Hormons verhindern.
Titelbild von Nick Pandev